Sprachliche Besonderheiten

  1. Netiquette
  2. Das Miteinander in den Gruppen
  3. Die Anwender im Usenet
  4. Sprachliche Besonderheiten
  5. Kult
  6. Redensarten, Sprichwörter, Gepflogenheiten u.ä.
  7. Schlussbemerkungen

Dieser Text soll nicht die anderen Texte in de.newusers.infos oder de.newusers.questions ersetzen - er ist nur ein (hoffentlich) nützlicher und praktischer Führer durch das deutsche Usenet. Bevor Du diesen Text liest, solltest Du Dich schon einmal mit der Netiquette vertraut gemacht haben - sie ist hier der grundlegende Verhaltenskodex des Usenets.

Sehr empfehlenswert sind für die ersten Schritte im Usenet auch die Texte "erst lesen, dann schreiben" und "erste Schritte im Usenet" aus de.newusers.infos; im Text "Glossar" stehen Erklärungen zu technischen Begriffen im Usenet. "die Newsgruppen der de.alt-hierarchie" und "die Newsgruppen der de-Hierarchie" sind eher als Nachschlagewerke gedacht: In sie sollte man gucken, wenn man eine bestimmte Newsgroup sucht - ein kurzes Überfliegen dieser Texte kann sicher nicht schaden. Du findest all diese Texte in de.newusers.infos und via WWW (World Wide Web) auf http://www.kirchwitz.de/~amk/dni/

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1. Netiquette

"Im Usenet ist alles erlaubt." - das ist ein Satz, den einige Leute im Usenet gerne zitieren. Nur: Er stimmt glücklicherweise nicht.

Wäre er wahr, würde das Usenet unerträglich sein: Es herrschte das blanke Chaos. Obwohl es im Usenet keine Polizei und keine Richter gibt, wird auf bestimmte Regeln und Gepflogenheiten sehr intensiv geachtet. Nur deshalb ist es so ein relativ gut funktionierendes Medium, in dem ohne größere Probleme mehrere tausend Leute diskutieren, fragen, antworten oder sich einfach nur unterhalten können.

Teilnehmer, die sich über längere Zeit hinweg nicht an die bestehenden Regeln halten, werden ziemlich schnell zum Außenseiter: Sie werden einfach nicht mehr ernst genommen.

Daher empfiehlt es sich, die bestehenden Regeln zu akzeptieren - auch, wenn sie sich zum Anfang unsinnig anhören oder überflüssig klingen.

Ehrlich gesagt: Kein Mensch wird Dich für einen Idioten halten, wenn Du mal einen kleinen Verstoß gegen die Netiquette begehst - also zum Beispiel ausnahmsweise mal eine Signatur von fünf Zeilen benutzt, obwohl nur 4 Zeilen erlaubt sind - beliebter machst Du Dich damit allerdings auch kaum. Solltest Du aber einen Hinweis wie

"PS: deine signatur ist zu lang."

lesen, ist es ein Zeichen, dass Deine Signatur als störend empfunden wird - also schleunigst weg damit!

In der Gruppe de.newusers.questions wird Dir das auf jeden Fall mitgeteilt - und auch andere kleine Netiquette-Verstöße werden Dir deutlich aufgezeigt werden. Das liegt daran, dass diese Gruppe dazu verhelfen soll, seine Postings so abzufassen, dass sie nicht schon formal Ärgernisse für die anderen Benutzer sind.

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2. Das Miteinander in den Gruppen

Obwohl man im Usenet verhältnismäßig selten bis gar nicht seine Diskussionspartner persönlich trifft, kennt man sich - vor allem in kleineren Gruppen - recht gut. Das heißt noch lange nicht, daß es irgendwie schwer ist, dort "reinzukommen", man wird auch selten als Newcomer betrachtet. Poste (oder maile) einfach, wenn Du meinst, etwas Interessantes sagen zu können - alles Weitere ergibt sich meist von selbst. Es herrscht ja im allgemeinen auch ein recht lockeres Gesprächsklima - was die Kontaktaufnahme und gemütliche Plauderei erheblich erleichtert.

Fast jede Gruppe hat ihren eigenen "gruppenkasper": Das sind Leute, die besonders durch uneinsichtiges Verhalten, Entfachen von immer gleichen Diskussionen und andere Vergehen die Gruppe nerven. Leider finden sich oft genug Leute, die sich dennoch auf solch (i.d.R. fruchtlose) Diskussionen einlassen - und so den Rest der Newsgroup stören. Für solche Fälle ist de.alt.gruppenkasper gedacht:

"jetzt jedem noch ein narrenkaeppchen übergezogen, und dann
kann man sich ab und an darueber amüsieren, wie sie bimmeln..."
(Thomas Klix).

Solche Diskussionen (von, mit und über solche Leute) sollten in diese Gruppe (mit Hilfe von Followup-To:s") verbannt werden. Wer solch ein Gruppenkasper ist, ist leicht zu erkennen: lies einige Postings in der Gruppe - und schon hast du ihn - er ist der Urheber von den dämlichsten Postings oder längsten überflüssigen Endlosdiskussionen - und viele Witze werden über ihn gerissen oder er wird ernsthaft kritisiert. dennoch: er ist auch nur ein Mensch - und solange er Dir nichts getan hat, solltest Du ihn in Ruhe lassen.

Eine andere Personengruppe sind die sogenannten "Netzgötter". Auch, wenn sie sich oft mit Händen und Füßen dagegen wehren - sie können dem Klischee einfach nicht entkommen. Bitte vergiß nicht: Auch, wenn diese Leute "berühmt" sind - es sind nur Menschen und sind normalerweise hilfsbereit, freundlich und aufgeschlossen: Du kannst sie ruhig ansprechen - sie beißen nicht :-). Allerdings sollte Dir bewußt sein, daß sie oft wenig Zeit haben - eine Antwort ist also nicht unbedingt garantiert.

Einige interessante Texte zu diesem Thema findest Du auf http://www.kirchwitz.de/~amk/dni/

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3. Die Anwender im Usenet

Das Usenet ist im Milieu der Universitäten entstanden - und dort ist immer noch seine Domäne. Das merkt man sehr deutlich an der sozialen Struktur im Usenet: Ein verhältnismäßig großer Teil der Anwender stammt aus den Universitäten - dort, wo noch so richtig mit Unix (dem Standbein des gesamten Internets) gearbeitet wird und wo es Studentenaccounts kostenlos gibt. Die Zahl der "Privatanwender" ist aber stetig wachsend - wie im gesamten Internet auch.

Es ist von Vorteil, wenn man eine halbwegs anständige Rechtschreibung beherrscht: In extremen Fällen, wenn jedes zweite Wort falsch geschrieben ist, wird der Text sonst für einen Großteil der Leser schwer lesbar.

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4. Sprachliche Besonderheiten

Wie jede soziale Schicht haben auch die Netzbewohner ihre eigene Umgangssprache entwickelt: Hier wird übermäßig häufig mit Abkürzungen gearbeitet - zum Teil als Überbleibsel aus "der guten alten 300bps-zeit", in der jedes Wort wertvolle Online-Zeit kostete, zum Teil aus Faulheit des Schreibers und zum Teil auch zur Verbesserung der Lesbarkeit des Textes: Ein IMHO hat sich nicht nur schneller getippt als "meiner meinung nach", sondern liest sich in längeren Texten auch schneller und flüssiger, sofern die Abkürzung wirklich geläufig ist. Das gilt vor allem für

  • IMHO = In My Humble Opinion = Meiner bescheidenen Meinung nach,
  • IIRC = If I Remember Correctly = Wenn ich mich recht entsinne,
  • AFAIK = As Far As I Know = Soweit ich weiß
  • AFAIR = As Far As I Remember = Soweit ich mich erinnern kann,
  • BTW = By The Way = übrigens
  • HTH = Hope This Helps = Ich hoffe, das hilft
  • RTFM = Read The Fine/Fucking Manual = Lies die nette/verdammte Anleitung (ist meist nicht unhöflich gemeint, man versucht sich nur kurzufassen)
  • ROTFL = Rolling On The Floor Laughing = lachend auf den Boden rollen
  • LOL = Laughing Out Loud = laut lachend

Diese 9 Abkürzungen sollten zum Grundwortschatz jedes Usenet-Teilnehmers gehören. Weitere Kürzel kannst Du auf http://piology.org/yabla.txt finden.

Schon anhand dieser Abkürzungen kann man sehen, daß im UseNet sehr viel Englisch geredet wird. Das kommt - wie die Abkürzungen auch - aus der Entwicklung des Usenet und hat sich bis heute gehalten.

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5. Kult

Es gibt im de-Usenet einfach ein paar "Kulte", die man kennen sollte:

a) Per Anhalter durch die Galaxis

Douglas Adams schrieb den "hitchhiker's guide to the galaxy" nach Vorlage einer Radiosendung - und es wurde schnell Kult. Mittlerweile ist daraus eine "vierbändige Trilogie in fünf Bänden" geworden.

Es ist eigentlich nur eine sehr schräge Science Fiction-Parodie - mehr kann man dazu nicht sagen - man muß es einfach mal gelesen haben.

Die "magische" Zahl 42 hat daraus ihren Ursprung - sie ist einfach die "Antwort auf das Leben, das Universum und den ganzen Rest". Ein mächtiger Computer namens "deep thought" arbeitete 7,5 Millionen Jahre daran und kam zu diesem Ergebnis.

b) Star Trek

"Star Trek" aka "Raumschiff Enterprise" ist bei den Anwendern im Usenet recht gut bekannt - die meisten kennen diese Serie, ein großer Anteil von ihnen sind Star Trek-Fans. Dabei bezieht sich das nicht nur auf die "alte" Classic-Serie (mit Kirk und Spock), sondern auch im zunehmenden Maße auf "Raumschiff Enterprise: das nächste Jahrhundert" (mit Picard und Data). Viele Redensarten, Zitate und Verweise stammen aus diesen beiden Serien. Die bekannteste Redensart ist wohl:

[x] Machen Sie es so. (von Captain Picard)

c) detebe und de.alt.dummschwatz

detebe (aka de.talk.bizarre) und de.alt.dummschwatz sind zwei "bizarre" Gruppen, in denen alles etwas anders abläuft als anderswo: Dort wird einfach nur Unsinn erzählt. Die Stadt Bielefeld existiert (nach Auffassung der Leute aus de.talk.bizarre = detebeler) grundsätzlich nicht, Fraunsleut (offizielle Bezeichnung für Frauen) sind weniger intelligent als Menschen (Merke: Es gibt Menschen und Fraunsleut) usw. Einige Dinge aus detebe sind auch nach "außen" gedrungen und sind im gesamten de-Usenet anerkannt, vor allem Bielefelds Nicht-Existenz und die Blutbäder. Weitere Informationen findest Du auf http://www.kirchwitz.de/~amk/dni/

Übrigens ist de.alt.dummschwatz ist einfach nur das "alternative" detebe.

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6. Redensarten, Sprichwörter, Gepflogenheiten u.ä.

Es gibt einige "rituale", Redensarten etc., die sich einfach eingebürgert haben. Meist kommt man "von allein" auf die Bedeutung, manchmal ist es schon etwas schwieriger herauszufinden. Hier sind die wichtigsten Ausdrücke aufgelistet.

[X]/[x]: Diese Kästchen sollen angekreuzte Formularfelder symbolisieren. Standardaussagen werden damit gekennzeichnet (wie z.B.
[x] Du hast das Usenet falsch verstanden oder
[x] Machen Sie es so.)

"[x] Du willst es nicht wirklich wissen. Vertrau mir.": wenn man diese Antwort erhält, hat man eine Frage zu einem "Tabu"-Thema gestellt - d. h., der Antwortende ist nicht sehr gut auf die betreffende Person/das betreffende Thema zu sprechen. weiteres nachfragen sollte vermieden werden ;-).

<AOL> Me too. </AOL>: AOLer fallen (vor allem in internationalen Newsgroups) bisweilen dadurch auf, daß sie Artikel absetzen - mit dem einzigen Inhalt "me too.", obwohl diese Aussage absolut unwesentlich ist. In Diskussionen (vor allem in de.alt.admin) kann solch eine Aussage manchmal aber ganz nützlich sein. Somit beschränkt man sich auf diese Aussage.

<...> fasel </...> allgemein stellen immer eine "markierung" von dem dazwischenstehenden Text da. Es sind sogenannte "pseudo-html-tags" - d. h., alles was zwischen <...>..</...> steht ist eben so aufzufassen, wie's in den Klammern steht. In "<ironie> ... </ironie>" ist der dazwischenstehende Text z.B. ironisch aufzufassen.

Du hast "..." etwas flasch geschrieben: Mit diesem Satz will man die Aussage des Vorredners richtig stellen, meist in Zusammenhängen wie folgend:

| doof@brettvormkopp.de schrieb:
| >Die Netiquette ist absoluter Schwachsinn.
|
| [x] Du hast "ich bin noch neu hier und absolut nicht mit den
| Gegebenheiten des UseNets vertraut" total lacfhs geschrieben.

Das Wort "falsch" wird vor allem in diesem Zusammenhang oft mehr oder weniger falchs geschrieben. Je mehr Vredreher im Wort sind, desto flachser wird es auch geschrieben.

dnq, dana, dang etc.: Um nicht alle Newsgroups vollständig "ausschreiben" zu müssen, kürzt man sie recht häufig ab: dnq steht z.B. für de.newusers.questions, dana für de.admin.news.announce und dang für de.admin.news.groups. Weitere Abkürzungen ergeben sich in der Regel aus dem Zusammenhang (wenn es in einer Newsgroup um die Einrichtung von de.alt.gruppenkasper geht, dann wird es in der Diskussion dazu eben meist als "dag" abgekürzt).

*plonk*: Wenn jemand extremen Mist gebaut hat, kann es vorkommen, daß er "geplonkt" wird. D.h., der "Plonker" nimmt die geplonkte Person in sein "Killfile" auf. Ein Killfile sorgt dafür, daß der Newsreader des Plonkenden die Artikel des Geplonkten schon von vorne herein als "gelesen" markiert. Das geht natürlich auch mit anderen Kriterien (zu lange Artikel, Artikel mit einem bestimmten Wort in der Betreff-Zeile etc.). So spart man Nerven und wertvolle Zeit. Wesentlich differenzierter arbeiten sogenannte Scorefiles: Jedem Kriterium kann man eine bestimmte Punktzahl (positiv oder negativ): Alles, was im negativen Bereich liegt, wird als "gelesen" markiert. *plonk* soll den Aufschlag des Geplonkten im Killfile symbolisieren.

*platsch*: Wie *plonk*, nur daß das Killfile schon sehr voll ist...

Godwin's Law: Je länger eine Diskussion im Usenet wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand mit einem unpassenden Nazi-Vergleich auftaucht. Es ist Tradition, dass die Diskussion dann beendet ist und der Aufsteller des Vergleiches automatisch verloren hat. Das wird meistens mit "the thread went nazi and died" und "*plonk*" begleitet. Ähnlich beliebt sind Gassner's Law ("typisch deutsch!") und pi's Law (Name des Diskussionsgegners im Subject). Hintergründe dazu liefert das Jargon-File, das einigen Unix-Derivaten beiliegt und auch im Internet zu finden ist.

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7. Schlußbemerkungen

Ich hoffe, dieser Text hat Dir die Verhaltensweisen etwas näher gebracht. Du wirst jetzt noch kein "absoluter Profi" sein - das zu werden, ist auch nicht Ziel dieses Textes und läßt sich nur praktische Erfahrung im Netz erreichen. Aber wenn Du Dir die Hinweise hier zu Herzen nimmst, wirst Du Dich einfach ein bißchen besser auskennen - und der Einstieg wird Dir etwas leichter fallen.

Schau einfach mal in de.newusers.questions rein, lies ein wenig mit - alles weitere ergibt sich mit ein wenig entsprechendem Interesse von selbst.